7. Dezember

 

Salisbury Plain und Prince Olav Harbour, Südgeorgien, Wetter wie am Tag zuvor

 

Am Morgen waren viele von uns schon lange vor dem Weckruf wach. Die Sonnenstahlen bohrten sich förmlich durch die Fenster und lockten uns nach draußen. Eine gigantische Landschaft erwartete uns. Bei sagenhaftem Wetter, ruhiger See und Sonnenschein gingen wir in Salisbury Plain an Land. Zahlreiche Pelzrobben und vereinzelte See-Elefanten lungerten an dem langgezogenen Strand herum. Dieser Platz ist aber berühmt für seine große Königspinguinkolonie (ca 250‘000 Paare). Wir trafen Pinguingruppen, die gerade aus dem Wasser kamen. Andere standen an schmutzigen Rinnsalen oder auf dem Gras in Grüppchen zusammen und warteten auf das Ende ihrer Mauser. Das Ziel unseres Weges war die eigentliche Kolonie, wo tausende braune Federbälle sich zu Kindergärten zusammengeschlossen hatten, während mausernde Altvögel sich am Rande ausruhten. Sie alle gaben ein endloses Konzert aus Trompeten und piepsigem Pfeifen. Wer genau hin sah, konnte auch balzende Pinguine sehen. Aber nicht nur die Kolonie war spannend. Schon gleich am Strand bei der Landestelle war es schwierig, weiter zu gehen. Denn die Pelzrobben hatten eine neue Generation auf die Welt gebracht. Während die Männchen um ihr Territorium kämpfen und auch uns hell wach hielten, säugten die Weibchen ihre putzigen kleinen Pelzknäuel. Hin und wieder flogen Riesensturmvögel, Skuas oder Dominikanermöwen vorbei, um nach Essbarem in der Nähe Ausschau zu halten. Es war schwer, sich von dem Anblick los zu reißen, aber da drängten uns unsere Guides zum Rückweg, denn der Wind nahm zu und so war es an der Zeit, auf die Plancius zurück zu kehren.

 

Während wir also ein weiteres leckeres Mittagessen genossen, navigierte uns unser Kapitän sicher in Richtung Possession Bay. Starker Wind, mit bis zu 40 Knoten, blies uns aus Possession Bay entgegen. Unser Kapitän war jedoch völlig entspannt und sicher, dass es in Prinz-Olav-Hafen völlig in Ordnung war. Und er sollte Recht behalten. Nach einem weiteren kurzen Vortrag von Barbara über Pinguine und Pelzrobben, gingen wir  vor Anker und es war weiterhin ein wunderschöner Tag. Wir hatten uns schon in zwei Gruppen aufgeteilt und machten uns nun nacheinander mit den Zodiacs auf den Weg um die Küstenlinie zu erkunden (ca 1einhalb Stunden). Lange vor uns war auch James Cook mit dem deutschen Naturforscher Georg Forster hier zu Besuch gewesen. Womöglich setzten sie hier sogar das erste Mal Fuß auf südgeorgischen Boden. Später kamen die Robbenjäger und verwandelten den Robbenreichtum in Pelze und Tran bis kaum noch Pelzrobben und See-Elefanten übrig waren. Desgleichen taten die Walfänger um 1910, als sie in dieser Region ihre Stationen aufbauten. Seither hat sich zwar der Robbenbestand erholt, aber in Südgeorgien kann man nur noch vereinzelt Wale beobachten. Vor Prinz-Olav-Hafen lag regelmäßig ein alter Trankocher, die Restitution, ein Schiff das jedes Frühjahr aus England hierher kam und in Winter voll beladen wieder heimkehrte. Später musste die Tranherstellung an Land verlagert werden. Bei unserer Zodiacfahrt sahen wir das Wrack der Brutus. Es war ein ehemaliges Nitrat-Schiff, das später hier als Kohlelager genutzt wurde. Bevor wir uns jedoch die Walfangstation und die Brutus ansahen, erkundeten wir eine kleine Bucht weiter südlich. Durch eine enge Passage (Carl Passage) ging es hinein in die Elefantenlagune. Der Strand war vollgepackt mit Pelzrobben (400-500‘000). Das war ein Spektakel! Männchen kämpfen und Weibchen hielten die Männchen größtenteils auf Abstand und kümmerten sich um ihre Jungtiere. Auch im Wasser war reger Verkehr mit Pelzrobben, die sich durch den Kelpwald wandten. Auch zwei blonde Jungtiere konnten wir finden und wir hatten sie sofort in unser Herz geschlossen. Wer genauer hin sah, konnte auch die für Südgeorgien bekannten Riesenpiper und Südgeorgien-Spitzschwanzenten im Tussock erhaschen. Auf den Felsen des Sheep Points standen zudem auch ein paar Königspinguine und ein Eselpinguin. Heran gleitende dunkle Wolken machten uns deutlich, dass es nach diesem wunderbaren und erfolgreichen Tag nun an der Zeit war, auf unser Schiff zurück zu kehren.

 

In unserem täglichen Recap erklärte uns zunächst Sebastian, dass wir am kommenden Morgen möglicherweise einen sehr sehr frühen Start haben werden, weil ein Programmteil vom Tag danach wegen schlechtem Wetter auf morgen verschoben werden kann. Anschließend erläuterte uns Ali einige Details zu den Pelzrobben. Abgerundet wurde das Recap durch Alains Erklärungen zu dem zweistimmigen Ruf der Königspinguine. Und so beendeten wir den Tag mit zahlreichen neuen Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann!

 

Salisbury Plain - Königspinguine und Pelzrobben

 

 

Prince Olav Harbour - Pelzrobben