14. Dezember

 

Half Moon Island, Deception Island

 

Wind: W 4. See: glatt. Wetter: Teilweise bewölkt. Temperatur: +2°C. See: 0°C

 

Schon im ersten Morgenlicht lassen sich die schneebedeckten Berge der Südshetlandinseln bei fabelhaftem Wetter schemenhaft erkennen. Die ersten geologischen Ausläufer des antarktischen Kontinents sind erkennbar – Balsam für unsere Seelen welche rund fünf Tage auf See verbracht haben. Der morgendliche Weckruf Sebastians und Michaels bringt uns früh um 6 Uhr auf Deck. Fantastisch - die Landschaft ist von kleinen und mittleren Eisbergen übersät. Die Blautöne welche im Morgenlicht schön zur Geltung kommen erfreuen und wecken Hoffnungen und Erwartungen für unseren ersten Landgang. Die Plancius lässt sich durch die treibenden Eismassen nicht beeindrucken und segelt mit voller Kraft Richtung Antarktis und ihren vorgelagerten Inseln weiter.

 

In Half Moon Island, einer kleinen Insel in Croissantform, gehen wir um 10Uhr endlich an Land und werden von einer Vielzahl kleiner schwarz-weisser Kobolde begrüsst – Kehlstreifpinguine! Diese Pinguinart kommt ausschliesslich in der Antarktis vor und brütet in Kolonien in welchen die Tiere ausserordentliche Dichten erreichen können. Kleine Steinburgen in schneefreien Hügellagen grenzen jedes Nest voneinander ab.  Im Moment bebrüten die meisten Elterntiere ihre zwei Eier und verteidigen ihr kostbares Gut vehement vor diebischen Skuas welche allgegenwärtig sind. Selbst die „ornithologische Kehrrichtabfuhr“ ist vor Ort – paarweise suchen weisse Scheidenschnäbel zwischen den brütenden Pinguinen nach Nahrung in Form von Eischalen, Aas und schrecken selbst vor Pinguinausscheidung in Form von Kot nicht zurück! Genau solche Anpassungen erlauben es, diesen unwirtlichen Lebensraum zu bewohnen! Die gemütliche Wanderung im Schnee zwischen den Kolonien wird durch einzelne Sichtungen von faul im Schnee liegenden Weddellrobben begleitet.  Diese überdimensionierten Meeressäuger lassen sich in keiner Weise von der Präsenz der Zweibeiner beeindrucken, schlafen tief und ihr Verhalten ist ein veritabler Zeuge der fehlenden Präsenz von Landfeinden auf diesem kältesten und klimatisch extremsten Kontinent.

 

Die Zeit in der Kehlstreifpinguinkolonie fliesst leider allzu schnell vorbei und wir machen uns nach einem rund drei-stündigen Besuch Richtung Deception Island auf. Beim Mittagessen lassen wir alle Erlebnisse Revue passieren, tauschen uns mit unseren Kollegen aus und sind gespannt auf den Nachmittag, an welchem uns ein „aktiver“ Vulkan, eine unglaubliche geologische Szenerie und ein antarktisches Bad erwarten wird. Auf der Fahrt in Richtung Vulkan werden wir von Eisbergen und Buckelwalen begleitet. Pünktlich um 16 Uhr fährt die Plancius in die Kaldera (Whalers Bay) der Deception Island ein.

 

Unser Landgang erfolgt zeitgleich mit der Ebbe – ein Glück denn jetzt lässt sich die vulkanische Aktivität am Besten erleben. Der Strand ist von tanzenden Dämpfen gesäumt welche unsere Nasen mit ihren sulfurhaltigen Geruch augenblicklich erreicht. Neben einer zerfallenen Walfangstation bieten einzelne kleine Frischwassertümpel Anziehungspunkte für badende Skuas. Einzelne helle Morphen der Raubmöwen erfreuen die Ornithologen und die Fotografen zieht es in einer gemütlichen Wanderung zu „Neptun’s Fenster“, einer Anhöhe am Kraterrand welche zum Meer durch einen steil abfallenden Felsen begrenzt wird und eine beeindruckende Aussicht sowohl aufs Meer als auch auf die Kaldera erlaubt. Unsere grossartige Plancius erscheint in dieser Landschaft als miniaturisierte Karikatur. Das Wetter erlaubt die antarktische Badeerfahrung – mehrere von uns lassen es sich nicht nehmen sich ins Nass zu stürzen. Die oberste Schicht – keine 10 Zentimeter - wird durch die vulkanische Aktivität auf knappe 15°C Grad erwärmt. Die unteren Schichten bietet allerdings grad mal Temperaturen um den Gefrierpunkt – kein Grund diesen nassen Spass auszulassen.

 

Zurück in der warmen Plancius geniessen wir einen verdienten warmen Kaffee und lassen den Tag gemütlich zu Ende gehen. Unser erster Tag in der Antarktis war ein voller Erfolg! Am Abend werden wir noch informiert, dass Verena nach Santiago de Chile geflogen und dort erfolgreich operiert wurde.

 

Südshetlandinseln und Eisberge

 

 

Half Moon Island - Kehlstreif- oder Zügelpinguine

Dominikanermöwe, Scheidenschnabel, Skuas, Antarktische Seeschwalbe, Weddel-Robbe

 

 

Fahrt Richtung Deception Island

 

 

Deception Island - Vulkaninsel

Zügel- und Eselpinguine, Krabbenfresser, Skuas, Dominikanermöwe