6. Dezember

 

Zum Wetter: Wind 35 Knoten, also ziemlich stürmisch, vor allem in der vergangenen Nacht. See normal, teilweise bewölkt, Temperatur: +5°C, See: +2°C 

 

Heute haben wir die Antarktische Konvergenzzone überschritten. Wir befinden uns jetzt in einem der 5 Weltmeere, im Antarktischen Ozean! Rollende Wellen von der Seite bedeuten ein rollendes Schiff und eine unruhige Nacht! Wiederholt holen uns grössere Wellen aus dem tiefen Schlaf oder lassen einige von uns schlaflos. Die Zeitumstellung bedeutet dass wir eine Stunde weniger Schlaf haben, was viele dazu bewegt ein bisschen länger im Bett auszuharren. Frühaufsteher sollen aber belohnt werden. Gegen 6 Uhr erblicken einige der Frühaufsteher im Süden einen riesigen Eisberg – Zeuge einer Zunahme der Eisschicht in der Antarktis? Südlich der Konvergenzzone sind die Temperaturen spürbar kühler und wir erwarten auch, dass sich die Vogelwelt ändern wird. Die ersten südlichen Boten segeln schon ums Schiff – ein junger und ein adulter Wanderalbatros, 2 Graumantel-Russalbatrosse zeugen davon. Bedingt durch den schwachen Wind ist heute aber nicht mit einem starken Aufkommen von Sturmvögeln zu rechnen. Diese brauchen Wind für ihren Gleitflug und sind bei Windstille oft sitzend auf der Meeresoberfläche zu sehen.

 

Nach dem Frühstück gibt uns Ali eine spannende Einführung zu Südgeorgien – vor allem zur Geschichte und zur atemberaubenden Natur. Anschliessend folgt noch ein kurzer Film über Südgeorgiens Richtlinien für Besucher. Diese sind wie wir gestern erfahren haben sehr strikt und dies hat auch einen guten Grund. Am Anfang der Besiedlung dieser abgelegenen Insel wurden neben verschiedenen Pflanzen auch Ratten unfreiwillig importiert. Diese haben zu einer dramatischen Abnahme der Meeresvögel geführt, bei welcher vor allem die Eier aber auch die Jungtiere von den gefrässigen Nagern getötet wurden. Um dies zu verhindern muss bei jedem Besuch strengstens darauf geachtet werden, dass keine Samen von Gräsern und Blütenpflanzen eingeschleppt werden. Das schöne Wetter lädt zu einem Sonnenbad auf dem obersten Deck ein. Kurz vor dem Mittagessen gelingt noch eine spannende Beobachtung – neben dem Schiff lässt sich ein weiblicher Cuvier’s Schnabelwal mit ihrem Jungtier kurz sehen.

 

Den Nachmittag geniessen die meisten Passagiere weiter bei ruhiger See und kaum spürbarem Wind auf Deck. Die Nachmittagspräsentation über die Geologie Südgeorgiens wird sowohl in englischer (Andrew) als auch deutscher Sprache (Tobias) gehalten – die beiden Geologen zeigen ihr grosses Wissen in beindruckender Weise und lassen die Urgewalten, welche diese Insel geschaffen haben erahnen (dies ist der erste Vortrag, den wir schwänzen, weil es draussen auf Deck einfach viel zu schön ist).

 

Auf unserem Weg nach Südgeorgien passieren wir auch die Shag Rocks, zwei Inseln, die wie weissbedeckte Zähne (oder Toblerone-Spitzen) aus dem Wasser ragen. Auf ihnen haben sich tausende von Kormoranen niedergelassen, was durch die Unmengen an Guano auf den Felsen ersichtlich ist. Auch Pelzrobben sind im Wasser zu sehen und beäugen uns vorsichtig und gespannt. Plötzlich werden mehrere Blaswolken voraus gesehen: Südliche Glattwale, erkennbar am charakteristischen V-förmigen Blas. Ein Tier zeigt noch kurz die Fluke, bevor die Giganten wieder abgetaucht sind. Was für ein schöner Anblick!

 

Ein kurzes Recap über das Programm des nächsten Tages, einer Visualisierung der Flügelspannweiten der allgegenwärtigen Röhrennasen und ein Porträt der Taubensturmvögel bilden den Abschluss des letzten Tages auf See bevor uns ein Höhepunkt dieser Reise auf Südgeorgien am nächsten Morgen erwarten wird. Nach dem Abendessen kommt noch einmal kurz hektisches Treiben auf als eine Gruppe von jugendlichen Blauaugenkormoranen auf den Aussendecks landen und das Schiff in Beschlag nehmen. Nochmals die Kamera geschnappt und raus aus dem Zimmer, um im letzten Abendlicht dieses seltene Ereignis festzuhalten.